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Maschinenbau-Gipfel 2025: Warum die Forschungszulage jetzt wichtiger ist denn je

Die politischen Weichenstellungen und was Maschinenbauer daraus machen sollten

Bundeskanzler Friedrich Merz hat beim 15. Deutschen Maschinenbau-Gipfel deutlich gemacht: Der Maschinen- und Anlagenbau ist das „Rückgrat unserer Volkswirtschaft". Mit rund 1 Million Beschäftigten und als größter industrieller Arbeitgeber Deutschlands steht die Branche im Fokus der Wirtschaftspolitik. Doch zwischen politischen Ankündigungen und echtem Wettbewerbsvorteil liegt ein entscheidender Schritt – und hier kommt die Forschungszulage ins Spiel.

Was die Bundesregierung plant: Ein Überblick

Die neuen Maßnahmen der Bundesregierung zielen auf massive Entlastungen ab:

Steuerliche Entlastungen:

  • Dreifache degressive Abschreibung von 30% für Investitionen
  • In den ersten 2,5 Jahren werden ca. zwei Drittel abgeschrieben

Bürokratieabbau:

  • Geplante Senkung des Erfüllungsaufwands um 25% (ca. 10 Mrd. € Entlastung)
  • Regulierungsabbau statt neuer Gesetze

Energiekosten:

  • Abschaffung der Gasspeicherumlage (6 Mrd. € Entlastung)
  • Senkung der Netzentgelte und Stromsteuer (4 Mrd. € Entlastung)
  • 600.000 produzierende Unternehmen profitieren

Hightech Agenda:

  • Förderung von KI, Robotik, Quantentechnologie, Mikroelektronik

Das Problem: Abschreibungen muss man verdienen

Merz selbst hat es im Maschinenbau-Gipfel auf den Punktgebracht: „Abschreibungen muss man verdienen." Die verbesserten Abschreibungsbedingungen helfen nur profitablen Unternehmen. Doch viele Maschinenbauer befinden sich in einer Investitionsphase oder kämpfen mit strukturellen Herausforderungen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung, Fachkräftemangel.

Die Lösung: Forschungszulage als gewinnunabhängige Förderung

Genau hier setzt die Forschungszulage an. Sie ist das perfekte Komplement zu den steuerlichen Maßnahmen, denn sie funktioniert komplettgewinnunabhängig.

Was ist die Forschungszulage?

Die Forschungszulage ist eine steuerliche Förderung für Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE). Sie erstattet bis zu 35% der förderfähigen Aufwendungen zurück – maximal 3,5 Millionen Euro pro Jahr und Unternehmen.

Besonders relevant für Maschinenbauer:

1. Breites Anwendungsspektrum

  • Entwicklung neuer Maschinen und Anlagen
  • Integration von KI und Machine Learning in Produktionsanlagen
  • Automatisierungslösungen und Robotik
  • Digitalisierung von Produktionsprozessen (Industrie 4.0)
  • Klimaneutrale Antriebe und energieeffiziente Technologien
  • Entwicklung von Wasserstofftechnologien für Produktionsanlagen

2. Auch Auftragsentwicklung ist förderfähig

Viele Maschinenbauer entwickeln kundenspezifische Lösungen. Auch diese Auftragsentwicklungen können förderfähig sein, sofern sie einen wissenschaftlich-technischen Neuheitsgrad aufweisen.

3. Gewinnunabhängigkeit als Gamechanger

Während Sie von der degressiven Abschreibung nur profitieren, wenn Sie Gewinne erwirtschaften, erhalten Sie die Forschungszulage auch:

  • Bei Verlusten
  • In Investitionsphasen
  • Als Startup oder junges Unternehmen
  • Bei schwankender Auftragslage

Hinweis: Die Forschungszulage wird als Steuererstattung ausgezahlt, auch wenn Sie keine Steuern zahlen.

 

4. Planungssicherheit

Anders als bei Projektförderungen:

  • Kein Projektrisiko oder Rückzahlungspflicht
  • Kein Auswahlverfahren oder Wettbewerb
  • Rechtsanspruch bei Erfüllung der Voraussetzungen
  • Rückwirkende Antragsstellung möglich

Praxisbeispiel: Mittelständischer Maschinenbauer

Ein Maschinenbauer mit 80 Mitarbeitern entwickelt eine neue Generation energieeffizienter Industrieroboter mit KI-gestützter Prozessoptimierung.

Projektdaten:

  • 8  Ingenieure arbeiten 50% ihrer Zeit an FuE
  • Durchschnittliches Bruttogehalt: 75.000 € p.a.
  • FuE-Personalkosten: 8 × 75.000 € × 50% = 300.000 €

Forschungszulage:

  • 25% von 300.000 € = 75.000 € Steuererstattung

Bei einem dreijährigen Entwicklungsprojekt: 225.000 €Förderung

Kombiniert mit der degressiven Abschreibung für Investitionen in Maschinen und Anlagen ergibt sich eine erhebliche Entlastung.

Was ist förderfähig? Die Kriterien im Überblick

Ihr Projekt ist förderfähig, wenn es:

  1. Neu ist: Es werden neue Erkenntnisse oder Fähigkeiten entwickelt, die über     den Stand der Technik hinausgehen
  2. Schöpferisch ist: Kreative Problemlösungen sind erforderlich
  3. Systematisch ist: Das Projekt folgt einer geplanten Methodik
  4. Übertragbar ist: Die Ergebnisse sind dokumentierbar und wiederholbar
  5. Unsicher ist: Der Ausgang ist zu Beginn nicht vollständig absehbar

Typische förderfähige Projekte im Maschinenbau:

  • Entwicklung neuer Antriebskonzepte
  • Simulation und Optimierung von Fertigungsprozessen
  • Integration von IoT-Sensorik in Bestandsmaschinen
  • Entwicklung digitaler Zwillinge
  • Leichtbaukonzepte mit neuen Materialkombinationen
  • Predictive Maintenance durch KI-Algorithmen

Häufige Fehler vermeiden

Fehler 1: „Wir machen keine Forschung"

Viele Maschinenbauer unterschätzen ihre eigenen FuE-Aktivitäten. Auch inkrementelle Verbesserungen und Weiterentwicklungen können förderfähig sein, wenn sie wissenschaftlich-technische Unsicherheiten überwinden.

Fehler 2: „Wir haben keine Zeit für Bürokratie"

Die Forschungszulage ist bewusst unbürokratisch gestaltet. Der Antrag ist deutlich schlanker als bei klassischen Projektförderungen. Mit guter Vorbereitung ist der Aufwand überschaubar.

Fehler 3: „Das lohnt sich für uns nicht"

Bereits ab 2-3 FuE-Mitarbeitern können fünfstellige Förderbeträge erreicht werden. Hochgerechnet auf mehrere Jahre entstehen substanzielle Summen.

Fehler 4: Fehlende Dokumentation

Beginnen Sie frühzeitig mit der Projektdokumentation. Eine nachträgliche Rekonstruktion ist deutlich aufwendiger.

Kombination mit anderen Förderungen

Die Forschungszulage kann mit anderen Förderungen kombiniert werden:

  • Europäische Förderprogramme
  • Länderförderprogramme (mit Anrechnung)
  • KfW-Darlehen für Investitionen

Wichtig: Bei kombinierter Förderung reduziert sich die Bemessungsgrundlage der Forschungszulage.

Konkrete Handlungsschritte für Maschinenbauer

Schritt 1: Projektsichtung

Analysieren Sie Ihre laufenden und geplanten Entwicklungsprojekte:

  • Welche Projekte haben FuE-Charakter?
  • Wie viele Mitarbeiter sind beteiligt?
  • Welche Zeitanteile fallen auf FuE?

Schritt 2: Dokumentation etablieren

Richten Sie ein einfaches Dokumentationssystem ein:

  • Projektbeschreibungen mit technisch-wissenschaftlicher Zielsetzung
  • Zeiterfassung für FuE-Tätigkeiten
  • Dokumentation von Entwicklungsständen und Herausforderungen

Schritt 3: Erstantrag stellen

Die Forschungszulage kann bis zu 4 Jahre rückwirkendbeantragt werden. Für 2021 ist noch bis zum 31.12.2025 Zeit – aber je früher, desto besser für Ihre Liquiditätsplanung.

Schritt 4: Prozess verstetigen

Etablieren Sie die Forschungszulage als festen Bestandteil Ihrer Finanzplanung. Mit routinierter Dokumentation sinkt der Aufwanderheblich.

Ausblick: Innovation als Standortfaktor

Bundeskanzler Merz betonte beim Maschinenbau-Gipfel: „Wir wissen, dass wir insbesondere auf der Innovationsseite in Deutschland besser werden müssen." Die Kombination aus:

  • Verbesserten Abschreibungsbedingungen (für profitable Phasen)
  • Forschungszulage (gewinnunabhängig für FuE)
  • Bürokratieabbau (weniger Regulierungskosten)
  • Energiekostensenkung (Wettbewerbsfähigkeit)

... schafft ein Gesamtpaket, das Maschinenbauer nutzen sollten.

Die Forschungszulage ist dabei das Element, das sofort wirkt und planbar ist – unabhängig von konjunkturellen Schwankungen oder politischen Unsicherheiten.

Fazit: Jetzt aktiv werden

Die Politik hat die Weichen gestellt. Nun liegt es an den Unternehmen, die Instrumente zu nutzen. Die Forschungszulage ist dabei ein oft übersehenes, aber hochwirksames Instrument, besonders für den innovationsgetriebenen Maschinenbau.

Meine Empfehlung: Prüfen Sie noch in diesem Jahr, welche Ihrer Projekte förderfähig sind. Die Kombination aus politischem Rückenwind und konkreten Förderinstrumenten bietet eine historische Chance für Investitionen in Innovation.

Liebe Steuerberater,

Wir bieten eine umfassende, professionelle Begleitung Ihrer  Mandanten bei der  Innovationsförderung. Sie fokussieren sich auf ihre standesrechtlichen Leistungen, unsere Experten übernehmen alle Formalitäten der Forschungszulage.

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Markus Pöhlmann

Geschäftsführer
Ihr Experte für die erfolgreiche Beantragung der Forschungszulage. 20 Jahre Erfahrung als Berater, Geschäftsführer von Tech-Unternehmen, Unternehmer und Investor.

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